Besichtigung der Unikirche

Ich hatte letzten Freitag kurzfristig die Gelegenheit, die Unikirche mal wieder zu betreten.
Kurz vorweg: ich glaube, das wird ein richtig schöner Raum. Seit der letzten Gelegenheit, dem letzten Baustellengottesdienst, hat sich extrem viel getan.
Die Besichtigung war aber wirklich absolut kurzfristig, so dass ich meine ordentliche Kamera nicht dabei hatte, sondern nur mein Mobiltelefon. Hoffentlich reicht’s für ein paar ordentliche Eindrücke.
Was die meisten interessieren wird: was hat es denn nun eigentlich mit der Glaswand auf sich, wie kann man sich das vorstellen?
hauptschiff3
Hier sieht man den Blick von kurz vor der Orgelempore in Richtung Altarraum. Man erkennt auf der linken und rechten Seite am Durchgang zum Altarraum zwei dunkle Wände. Das sind die unbeweglichen Teile der Glaswand – mit einer dunklen Schutzfolie verklebt, sie werden also später komplett transparent sein.
Der zu öffnende Teil der Glaswand läuft in einer Führungsschiene:
glaswand1
Diese Schiene wird später nicht zu sehen sein, wenn die Glaswand geöffnet ist, da wird es eine Abdeckung geben.
Die, hinter den festen Elementen der Glaswand geparkten Teile sehen so aus:
glaswand2  glaswand3  glaswand4
Einmal mit einer menschlichen Hand als Größenvergleich. Sie ist erstaunlich dick (also die Glaswand).
Daneben noch mal ein Blick aus dem Seitenschiff auf den festen Teil der Glaswand.
Und hier der Blick direkt nach oben, wenn man an der Glaswand auf Seite des Altarraums steht:
lichtschacht
Der dunkle Schlitz im Gewölbe ist die Öffnung, in der der bewegliche Teil der Glaswand eingefasst ist. Darunter sieht man zwei kleine Löcher im Kreuzgewölbe. Da sind außerhalb des Fotos noch zwei weitere Löcher, unter diesen Löchern befinden sich Seilzüge, wie man sie aus dem Theater oder der Oper kennt. Hier kann man also mit wenig Aufwand eine Lichttraverse oder andere interessante Dinge hochziehen. Mikrofone zum Aufnehmen von dort stattfindenden Veranstaltungen brauchen dort allerdings nicht zu befestigt zu werden, denn es ist eine feste Mikrofonierung geplant, wie man sie z.B. aus der Thomaskirche kennt. Unter der Orgelempore werden auch Regieräume eingerichtet und der Regieraum hinter dem Audimax wird zusätzlich per Kabel angebunden sein.
Durch den Lichtschacht kommt wirklich erstaunlich viel Licht. Der Raum war nur wenig durch Baulampen beleuchtet und dennoch hatte ich den Eindruck, dass es sehr angenehm hell ist. Das wird auch noch besser, da die Fenster noch mit Schutzfolien beklebt sind.
Apropos Fenster: hier noch ein paar Eindrücke von diesen:
fenster1  fenster2  fenster3
Hier sieht man durch die diffuse Schutzfolie ein bisschen die außen aufgebrachten „Streifen“ durchscheinen. Wie ich es verstanden habe, wird das diffuse später durchsichtig sein.
Der Altarraum sieht von nahem so aus:
altarraum1  altarraum2
Die komischen Gestelle zwischen den Säulen sind die Träger für die Epitaphien, die wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren werden.
Wenn man von hier aus rechts um die Ecke und nach oben guckt, wird man später dort die Schwalbennestorgel sehen können. Sie ist zwar nur aufgrund der Glaswand geplant worden, damit der Altarraum auch bespielt werden kann, wenn die große Orgel auf der anderen Seite der geschlossenen Glaswand abgetrennt ist. Sie wird aber dennoch so konzipiert, dass mit ihr (bei offener Glaswand) der ganze Raum beschallt werden kann. Hier können wir uns also auf interessante Konzertkonstellationen freuen.
Wenn man sich nun umdreht, sieht man in den Raum hinein:
hauptschiff1  hauptschiff2
Der ganze Platz, der über dem Hauptportal zu sehen ist, wird ab morgen (nein, heute) bebaut: die Firma Jehmlich beginnt dann nämlich mit der Anlieferung der großen Orgel mit zwei voll beladenen LKW. Es ist geplant, dass ein Chor mit einem kleinen Barockorchester noch auf der Orgelempore Platz finden kann, wenn die Orgel steht.
Manch einer wird sich fragen, was es eigentlich mit den Säulen auf sich hat, die da so halbfertig im Raum hängen:
saeule_schwebend3
Ja, sie sind tatsächlich halbfertig, denn es fehlt die Glasverkleidung. Diese (und eine neuerliche Unstimmigkeit mit dem Architekten) sind auch der Grund, warum der Eröffnungstermin im Dezember in Frage steht. Es gibt wohl Probleme beim Fertigungsprozess dieser Glashülsen. Bis zum Boden werden diese sechs Säulen aber dennoch nicht reichen. In der alten Unikirche befanden sich an der Stelle zwar Säulen, die aus statischen Gründen auch bis zum Boden reichten:
http://www.paulinerkirche.org/tmp/rossbin/innen1.jpg
in der neuen Unikirche wird es aber so sein, dass das Publikum von allen 600 geplanten Sitzplätzen einen freien Blick nach vorne haben wird, ohne dass eine Säule im Weg ist. Erst wenn man mehr Stühle hinstellt (es schwebt (neben den Säulen) eine Zahl von möglichen 700 Sitzplätzen im Raum) wird es Sichtbehinderungen geben.
Aber noch mal zurück zu den Säulen: die vertikalen Konturen an den offenen Säulen sind LED-Leisten, die Licht in den drei Grundfarben Rot Grün und Blau emittieren können. Durch additives Mischen wird es später also möglich sein, die Säulen in jeder beliebigen Farbe zum Leuchten zu bringen – ja, weiß dürfte auch funktionieren.
Das untere Ende der halben Säulen sieht so aus:
saeule_schwebend1
Dort wird dann ein Spot eingebaut, der auf den Boden einen Leuchtpunkt in der gleichen Farbe strahlen wird, wie die Säule leuchtet. Die Säulen werden also durch Licht komplettiert (wenn Nebel herrscht ;-)), daher der Name Lichtsäule.
Beim herausgehen kann man noch einmal einen schnellen, schönen Blick nach rechts oben erhaschen:
saeule
Mein Fazit: ich freue mich riesig auf diesen tollen Raum. Das mit der Glaswand ist nicht wirklich schön, aber in der nächsten Zeit wohl erst einmal nicht zu ändern. Der Streit um die Kanzel (und überhaupt diese ganzen Streitereien um irgendwas) gibt einen faden Beigeschmack (warum ist es eigentlich nicht möglich, die originale Kanzel, wenn sie denn in idealem Klima erhalten werden soll, meinetwegen in einer kanzelfreundlichen Kiste die nächsten Jahrtausende zu lagern und stattdessen eine Replik in die Unikirche zu hängen? Das wäre doch mal ein (zwar kostspileliger, aber) Kompromiss, oder?) Dennoch: wir dürfen uns auf eine wunderschöne, aufregende und gut ausgestattete Spielstätte freuen!